planet LUVOS

ein LUVOSmove®-Projekt

Entsteht 2012 in Salzburg

Tanz und Bewegungsrecherche:  Dorota Karolina Łęcka, Andrea Maria Handler, Katja Bablick, Sandra Hofstötter, Martyna Lorenc

Komposition: Thierry Zaboitzeff

Choreografische Assistenz: Barbara Motschiunik, Dante Murillo

Lichtdesign: Peter Thalhamer

Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau

Choreografie: Editta Braun



Was bleibt? Wenn alles vorbei ist, nach der letzten großen Flut?

„Wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist“?

Seit über zehn Jahren gibt die Reflexion über die menschliche Autodestruktion unserer tänzerischen Recherche die Richtung vor, immer wieder, immer bewusster. Die Auseinandersetzung mit Manfred Wöhlckes These von der „sozialen Entropie“ (manifest, 2002), die Phantasie zu den erschreckenden Perspektiven der Genmanipulation (oXalis, 2005), die Parabel über das Erstarren einer schuldig gewordenen Zivilisation im Schweigen (coppercity 2001, 2007), die Diagnose zunehmenden Gegenwartsverlusts durch übersteigerte Heilserwartungen in die Zukunft (Wenn ich einmal tot bin, komme ich ins Paradies, 2008), die Konfrontation mit der Unausrottbarkeit des Krieges und dem Scheitern aller Utopien (König Artus, 2010), schließlich die Frage nach der Berechtigung von Kunst angesichts der humanitären und ökologischen Katastrophen unserer Zeit (schluss mit kunst, 2011) – all das führt, wenn nicht zu Verzweiflung und Resignation, zur immer drängenderen Suche nach einem Ausweg, oder – wenn es dafür wirklich zu spät ist - zumindest nach einer Antwort auf die Frage nach dem Grund der Auswegslosigkeit.



planet LUVOS schließt den Kreis dieser Befragungen, indem es – tröstlich – verweist auf den Teil an und in uns, den wir Menschen viel zu lange vernachlässigt oder sogar ganz vergessen haben. Indem es den Untergang der Gattung Mensch beschreibt als Heimkehr in eine all-organische Existenz, in der die Auslöschung des Individuums nicht als Untergang erlebt wird, sondern als harmonisches Aufgehen in einem größeren Ganzen. Wir begleiten die letzten Menschen dieser Erde bei ihrer Begegnung mit den seltsam- befremdlichen, vielleicht zu Beginn auch furchteinflößenden und unheimlichen Kreaturen einer Unterwasserwelt, die sie zuletzt freundlich aufnehmen in ihre Welt der Stille und selbstverständlichen Harmonie. Was bleibt, ist jedenfalls größer als der Mensch.


"Die tänzerisch-technisch grandiosen Verwicklungen von Körpern, Armen und Beinen lassen nicht nur über die Beweglichkeit der Performerinnen und die Erfindungs- und Vorstellungskraft der Choreografin Editta Braun staunen ... Wenn dann Arme und Hände nach vorne kommen, wild herumfuchteln und an den Pobacken salutieren, ist das ... schlicht und einfach urkomisch. Diese seltsamen Geschöpfe gehen auf ironische Distanz zu sich selber. Brillant! Wenn das doch auch der Gattung Mensch im Allgemeinen und der Untergattung Zeitgenössischer Choreografie im Besonderen öfter eignete!"

Drehpunkt Kultur, 22. Oktober 2012